Grundsatzüberlegungen, erarbeitet von der ARGE „Gemeinsame Schule Vorarlberg“
Die Schule ist ein Kultur bildender Ort und somit ein Gemeinschaftswerk aller Beteiligten, die mit- und füreinander Verantwortung übernehmen: Die Schule als „Polis“. Die Pädagoginnen und Pädagogen, die Schülerinnen und Schüler, die Eltern, die Kommune mit ihren Möglichkeiten und auch außerschulische Institutionen wirken zusammen, um mit dem Anspruch „Wir dürfen kein Kind verlieren“ Ernst zu machen.
Sie handeln nach dem Grundsatz: Zuerst und vor allem kommt es darauf an, dass es den Kindern und Jugendlichen in der Schule an Leib und Seele gut geht. (vgl. Zielsetzungen der WHO im Zusammenhang mit der gesunden Schule)
Das beginnt mit scheinbaren „Kleinigkeiten“, die aber bald als Standards gelten sollen: eine gesunde Ernährung, ein Gesundheits- und Beratungsdienst, ein flexibler, den Bedürfnissen der Kinder angepasster Tagesrhythmus, gute Möbel, Ausstattung der Schule mit vielfachen Lerngelegenheiten, Ausstattung der Klassen und Arbeitsplätze mit handlichen, anregenden, gut geordneten Materialien, genügend Platz zum Lernen, Spielen und Bewegen.
Zum Kern der Entwicklungsarbeit wird die Neugestaltung des Unterrichts und der Lernangebote. Die Vorgabe ist: Lernen muss Freude machen, mit Engagement und Erfahrung verbunden sein. .Dies geschieht am besten in der Auseinanderset-zung mit lebenspraktischen Themen und Menschen im außerschulischen Bereich statt und darum oft auch außerhalb der Schule.
Lustvolles multisensorisches, handelndes u. entdeckendes Lernen in einer anregenden Lernumgebung und in der freien Natur gehören zum Selbstverständnis einer Schule.
Bewährung und Ernstfall gehören ebenso dazu wie Belehrung und systematisches Üben. Die Schule sieht ihre Aufgabe auch darin, individuell zu fordern und zu fördern.
Die Schule ist einladend, freundlich und anregend gestaltet, ein Ort, an dem Kinder sich wohl fühlen, gern und gesund leben und lernen können. Niemand wird beschämt, niemand muss sich als Versager fühlen. Darum ist das Sitzenbleiben abgeschafft, der Unterricht ganz darauf ausgerichtet, der Unterschiedlichkeit der Kinder gerecht zu werden.
Die Schule entwickelt deshalb neue Formen der Leistungsbegleitung, verpflichtende Beratungsgespräche, Lernvereinbarungen und, alternative Beurteilungsformen wie z. B. Portfolios, Pensenbuch etc.
Die Schule wird in einem gewissen Ausmaß autonom, auch in der Auswahl des Lehrpersonals, arbeitet selbstständig und eigenverantwortlich; so wird ihre ganze pädagogische Kreativität freigesetzt. Die starren Jahrgangsklassen werden durch flexible Lernformen und Lerngruppen ersetzt: Haupt- und Nebenfächer gibt es an dieser Schule nicht: Theater, Handwerk, Musik oder Religion gelten als ebenso wichtig wie z. B. Englisch oder Mathematik.
Die Schule arbeitet eng mit einem wissenschaftlichen Institut oder anderen Exper-ten zusammen; gemeinsam wird beraten und beschlossen, wie Lernprozesse beobachtet und evaluiert werden können. Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler werden nach dem individuellen Lern-fortschritt bewertet. Tests werden als diagnostische Hilfsmittel genutzt. Als Orientierungsrahmen dienen fachliche Mindeststandards, die die Stufen des Lernens abbilden und an denen sich zeigen lässt, was bereits erreicht wurde.
Am Ende der Schullaufbahn wird an Beispielleistungen aus allen Bereichen nach-gewiesen, was ein Schüler/eine Schülerin gelernt hat und kann. Dieses Leistungs-portfolio schließt den Nachweis elementarer, von allen verlangter und erreichbarer Grundkenntnisse und Kompetenzen ein. Ein verzweigtes, früh greifendes Unterstützungssystem sorgt dafür, dass alle Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs diese Grundkenntnisse nachweisen können. Sie verlassen die Schule mit einem Zeugnis, das von den abnehmenden Einrichtungen als Anschlussnachweis zu lesen ist und eine Übersicht über das gesamte Leistungsprofil enthält.